#Friedel54ImExil

Nachbarschaftliches Soziales Zentrum in der Reichenbergerstraße 114 eröffnet

Jahrelang stand das Ladenlokal in der Reichenbergerstraße 114 leer. Seit zwei Monaten nutzt es das Kollektiv „Friedel54 im Exil“. Heute öffnen wir es für den gesamten Kiez und für alle, die eine solidarische Stadt wollen. Kommt vorbei!

Was wir wollen

Wir wollen einen selbstorganisierten Ort schaffen, an dem ein Zusammenkommen auf Augenhöhe möglich ist. Ob unkommerzielles Café, Veranstaltungsraum, Infoladen, Umsonstladen oder Ort zum Abhängen – was entstehen wird, soll organisch wachsen. Es geht um einen Ort mit einem möglichst barrierearmen Zugang. Es geht um einen Ort für antifaschistische, antikapitalistische, ökologische, feministische, antirassistische, migrantische und alltägliche Selbstorganisation. Es geht um einen Ort, an dem wir die Nadeln schmieden, mit denen wir die Immobilienblase platzen lassen.

Wir wollen einen Ort ohne staatliche Förderung oder Einmischung. Wir brauchen keine Hand die uns füttert, während uns die andere Faust in die Hamsterräder des Kapitalismus zwingt.

Läden wie der Bilgisaray am Heinrichplatz, Allmende e.V. oder der Kiezladen Friedel54 sind unverzichtbare Disteln im Betongold-El-Dorado „Kreuzkölln“. Aber sie müssen schließen oder wurden brutal geräumt. Deswegen eröffnen wir ein neues Soziales Zentrum in der Reichenberger Straße 114.

Akelius und der Mietenwahnsinn

Das Ladenlokal wurde von den bisherigen Eigentümern über Jahre leer stehen gelassen. Spekulation mit Leerstand ist besonders beim derzeitigen Eigentümer – der Akelius GmbH – maßgebliche Geschäftspraxis. Mit derzeit über 600 Häusern in Berlin ist die international agierende Akelius in den letzten Jahren einer der größten Hauseigentümer der Stadt geworden – und zu einem Hauptakteur des Berliner Mietenwahnsinns.

Die Berliner Akelius Mieter*innen sind so genervt, dass sie sich mittlerweile stadtweit vernetzen. Damit folgen sie einem Beispiel aus New York, wo die Crown Heights Tenant Union und die Akelius tenants of Brooklyn bereits gegen den Immobilienriesen ankämpfen.

In einem Grußwort heißt es: „The Crown Heights Tenant Union and the Akelius tenants of Brooklyn rejoice that Berlin tenants are organizing to stop Akelius‘ attacks on working-class communities. One struggle, one fight!

International tenant solidarity will break the power of the landlords — and win another world, without landlord or boss control over our lives.“

(Übersetzung: „Die Crown Heights Mieter*innen Union und die Akelius Mieter*innen von Brooklyn begrüßen, dass die Berliner Mieter*innen sich organisieren, um die Attacken von Akelius auf die Arbeiter*innen und Mieter*innen zu stoppen. One struggle, one fight!

Internationale Mieter*innen-Solidarität wird die Macht der Eigentümer*innen und Vermieter*innen brechen – und eine andere Welt ermöglichen, ohne Kontrolle von Chefs und Vermieter*innen über unsere Leben.“)

Charakteristisch für Akelius sind extrem überhöhte Angebotsmieten und hoher Leerstand. Freiwerdende Wohnungen werden auf Teufel-komm-raus modernisiert und oft spekulativ leer stehen gelassen. Mieter*innen klagen über lange und ständige Lärm- und Schmutzbelästigung, über spitzelnde Baufirmen, falsche Nebenkostenabrechnungen und verschleppte Instandsetzungen.

Noch ist der Druck auf die Firma so gering, dass sie sich trauen, Angebote mit über 30€/m² warm auf ihrer eigenen Homepage offen anzubieten, z.B. in der Neuköllner Sonnenallee 99 mit 760€ für 24,4m² (https://www.akelius.de/suche/wohnungen/osten/berlin/18.7474.19). Das ist weit entfernt vom sowieso schon überhöhten Mietspiegel, der nur Neuvermietungen und nicht die wirklichen aktuellen Mietpreise berücksichtigt. Um Menschen zu finden, die solche Mondpreise bezahlen, muss Akelius lange warten und so stehen berlinweit hunderte Wohnungen leer. Auch in der Reichenberger Straße 114 stehen seit über einem Jahr zwei Wohnungen leer. Selbst auf Nachfrage bei der Hausverwaltung werden sie nicht vermietet. Und das während Asylsuchende in Lagern und Wohnungslose auf der Straße leben müssen.

Deswegen müssen wir uns nun nehmen, was uns sowieso gehört.

Wir #besetzen. Oder besser gesagt, wir öffnen und befreien Wohn- und Lebensraum, der uns aufgrund der Marktlogik vorenthalten werden soll.

Es ist ein Irrsinn, dass Investor*innen, Chefs, Aktionäre, bzw. ihre Algorithmen und Bilanzen so viel Einfluss auf unser Lebensumfeld haben. Denn für sie, wie das gesamte Kapital, zählt nur der maximale Profit und nicht die Bedürfnisse der Menschen. Auf die Politik muss niemand hoffen, sie hat dem Immobilienkapital schon vor Jahren den rot-rot(-grün)en Teppich ausgerollt. Egal welcher Senat oder welche Bundesregierung – sie schützen die Spekulation mit unserem Wohnraum.

Für die Stadt von Unten

Diese profitorientierte Stadtentwicklung macht uns wütend! Jede Zwangsräumung und jede Mieterhöhung ist eine zu viel! Wir wollen unsere Stadt zurück und wir fangen heute damit an! Deswegen #besetzen wir. Deswegen eröffnen wir ein neues nachbarschaftliches Soziales Zentrum für Alle.

Kommt vorbei und gestaltet mit uns einen neuen widerständigen Ort. Sprecht uns gern vor Ort an, wenn ihr mitmachen oder mehr Infos haben wollt.

Wir freuen uns auf euch!

Für Solidarische Kieze und rebellische Nachbarschaften!

Für mehr Soziale Zentren und die Stadt von Unten!

Mehr Infos:

Blog: besetzen.noblogs.org

Twitter: @besetzenberlin

E-Mail: friedel-im-exil@riseup.net

Pressemitteilung: Neues Soziales Zentrum in der Reichenberger Straße 114 besetzt

Ressort: Politik, Wohnraum, Soziales
Datum: 20.05.2018

Pressekontakt: Friedel54 im Exil
Mobil: 0157 38043559 oder 0151 43433022
Email: friedel-im-exil@riseup.net

Homepage: besetzen.noblogs.org / friedel54.noblogs.org
Twitter: #besetzen #friedel54 @kiezladen_f54

Im vergangenen Jahr wurde der Kiezladen in der Friedelstraße 54 in Neukölln zwangsgeräumt. Nun hat die Gruppe „Friedel54 im Exil“ ein neues Soziales Zentrum in der Reichenberger Straße 114 in Berlin-Kreuzberg besetzt. Sie ist eine von vielen Besetzungen, die momentan in Berlin stattfinden.

Seit mehreren Jahren stand das Ladenlokal im Erdgeschoss der Reichenberger Straße 114 leer. Doch seit Anfang März finden hier regelmäßig Veranstaltungen statt. Seit heute um 13:00 Uhr ist das neue soziale Zentrum auch zur Straße hin geöffnet. „Wir wollen mit euch einen selbstorganisierten Ort schaffen.“ steht auf Flugblättern, die in der nahen Umgebung verteilt werden. Gemeinsam wolle man sich dem „Mietenwahnsinn“ widersetzen und die „Stadt von unten“ aufbauen.

In der direkten Nachbarschaft ist das Thema „Gentrifizierung“ in aller Munde. Im vergangenen Jahr wurde hier der Verbleib der Bäckerei Filou erkämpft. Derzeit machen Nachbar*innen gegen den geplanten Google-Campus mobil. Auch die Hausgemeinschaft in der Reichenberger 114 haben sich zusammengeschlossen, um gegen dubiose Methoden der Verdrängung im Haus vorzugehen.¹

Alex Sander, Pressesprecher*in des Sozialen Zentrums „Friedel54 im Exil“, sagt dazu: „Der Eigentümer Akelius ist einer der dreistesten Verdränger der Stadt. Unverschämte Preise für Wohnungen, Ausspitzelung der Mieter*innen, massiver Leerstand.“ In Berlin und New York haben sich bereits Mieter*innen von Akelius vernetzt und Forderungen gegen Akelius aufgestellt. „Wir haben die Schnauze voll von Verdrängung und Mietenwahnsinn und wollen uns mit der Nachbarschaft organisieren. Am besten funktioniert das in unserem Sozialen Zentrum, was wir heute für alle eröffnet haben.“ fährt Alex Sander fort.

Unter dem Hashtag #besetzen wurde im Vorfeld angekündigt: „Wir werden Häuser besetzen und uns einige Quadratmeter nehmen, um sie somit der Spekulation und der Logik des Eigentums zu entziehen.“

1: https://sites.google.com/site/reichenberger114/
2: http://nk44.blogsport.de/2018/05/07/akelius-mieterinnen-organisieren-sich/